Am 3.9.2012 beobachtete ich gegen 18:15 Uhr bei der Fahrt in die Innenstadt auf der gegenüberliegenden Straßenseite der Esslinger Hauptstrasse einen schweren Verkehrsunfall. Ein PKW, der offensichtlich aus einer Ausfahrt herausfahren wollte, ist mit einem Motorradfahrer kollidiert. Der Motorradfahrer lag mit entblößtem Oberkörper auf der Straße und wurde von den Rettungskräften versorgt. Sowohl der PKW als auch das Motorrad wiesen erhebliche Beschädigungen auf. Dieses Bild von der anderen Straßenseite hat sich eingeprägt, obwohl es nur eine Momentaufnahme beim Vorbeifahren war und läuft nun sehr häufig in meinen Gedanken ab, insbesondere, da ich zu diesem Zeitpunkt selbst mit dem Motorrad unterwegs war.
Nach einem längeren Aufenthalt in den USA, bei dem wird 14.000 Kilometer zurückgelegt haben, ist das Verhalten im Straßenverkehr in Wien als besonders rücksichtslos zu bewerten. Natürlich ist die USA meist dünner besiedelt, die Straßen größer und somit auch dadurch weniger Konfliktpotenzial. Natürlich ist das Verhalten am Land noch rücksichtsvoller als in den großen Städten der USA. Doch auf keiner Fahrt in den USA hatte ich bisher das Gefühl von den Autofahrern bedroht zu werden. Wien ist anders, so steht es schon an den Stadteinfahrten geschrieben. Das Verhalten im Straßenverkehr ist nicht durch Rücksichtnahme, sondern oftmals durch Aggression gekennzeichnet.
Es ist nicht anzunehmen, dass der obige Unfall in der Erzherzog Karl Straße durch ein technisches Gebrechen verursacht wurde. Es ist vielmehr anzunehmen, dass es zu einem Fehlverhalten von einem oder beiden Straßenverkehrsteilnehmern gekommen ist. Die linke Spur ist für den Normalverkehr, die rechte Spur für die Busse, Taxis und Motorräder. Dies ist deutlich durch eine Hinweistafel gekennzeichnet. Diesen Umstand muss auch ein aus einer Ausfahrt fahrender Lenker kennen, da er sonst nicht in diesen Bereich gelangen konnte. Auch ich habe schon erlebt, dass ein einbiegender Autofahrer die Busspur offensichtlich nur nach einem Autobus abgesucht hat und andere Verkehrsteilnehmer, wie Motorradfahrer, missachtet hat, indem er mit seinem Fahrzeug in die Busspur eingefahren ist. Natürlich habe ich auch schon Verkehrsteilnehmer beobachtet, die in der Busspur mehr als die erlaubten 50 Stundenkilometer gefahren sind. Und das waren nicht nur Motorradfahrer oder Taxis, es waren auch Autobusse und Fahrzeuge, die in dieser Spur gar nicht fahren hätten dürfen.
In diesem Fall geht es mir auch gar nicht um die Verschuldensfrage, die ich mit meinen Eindrücken nicht klären kann. Es geht darum, dass die Menschen ihr Verhalten anpassen sollten. Nicht nur im Straßenverkehr ist mehr Rücksicht angebracht. Das ganze Handeln im Zusammenspiel mit anderen Menschen sollte durch Rücksicht gekennzeichnet sein. Bei einem Betriebsbesuch ist das Verhalten der Menschen bereits am Werkstor deutlich erkennbar. Letzte Woche sind bei meinem Eintreffen zwei Fahrzeuge hintereinander in deutlich überhöhter Geschwindigkeit aus der unübersichtlichen Ausfahrt in die Straße nach links eingebogen. Aus meiner Perspektive, genau gegenüber, war klar, dass sie beide viel zu schnell gefahren sind. Niemals hätten sie in dieser zugegebenermaßen wenig frequentierten Straße rechtzeitig auf ein von rechts kommendes Fahrzeug reagieren können. Das Verhalten dieser Mitarbeiter spiegelt sich in den Unfallzahlen des Betriebes wider. Sicheres Handeln wird nicht beim Betreten des Betriebsgeländes beim Werkstor abgeholt und auch nicht beim Verlassen dort abgegeben. Sicheres Verhalten und Rücksichtnahme sind entweder Teil des Menschen, des Kulturkreises oder nicht. Leiden müssen vor allem jene, die trotz Bemühen des reibungslosen Zusammenlebens Opfer eines Unfalles werden.