Das Unternehmen DuPont de Nemours (kurz: DuPont) ist einer der größten Chemiekonzerne der Welt und hat 2006 einen Jahresumsatz von 27,4 Milliarden Dollar und ca. 60.000 Angestellte weltweit.
Aufgrund eines tragischen Explosions-Unfalls im Jahr 1818 mit 40 Todesopfern bekamen bei DuPont Sicherheit, Gesundheit und Umweltschutz schon früh eine hohe Bedeutung. Da Pulvermühlen in der Pionierzeit als nicht versicherbares Risiko galten und sie zu risikoträchtig waren, musste sich das Unternehmen darauf einstellen, selbst die volle Verantwortung zu tragen. Infolgedessen wurden sämtliche Arbeitsschritte im Sinne einer optimalen Sicherheit vereinheitlicht und zwingend vorgeschrieben.
Den Eigentümern war bewusst, dass Unfälle nicht nur Menschen, sondern auch ihr Geschäft gefährden konnten. Das besondere Engagement für die Arbeitssicherheit entstand dadurch, dass sie nicht nur in ihren Schwarzpulvermühlen arbeiteten, sondern auch neben ihnen wohnten. Dadurch waren sie mehr als alle anderen der permanenten Gefahr von Explosionen ausgesetzt. Arbeitssicherheit war für sie somit nicht abstrakt, sondern ein persönliches Anliegen.
Es ist jedoch eine Tatsache, dass die meisten kleinen Betriebe in Europa kein besonderes Augenmerk auf Arbeitsschutz legen und erst dann handeln, wenn die Umstände sie dazu zwingen. Viele Unternehmen reagieren erst, wenn es zu einem bedeutenden Arbeitsunfall kommt. Dann ist es allerdings zu spät.
Obwohl jeder dreizehnte Arbeiter jährlich einen Arbeitsunfall erleidet, der eine Ausfallzeit von mehr als drei Tagen zur Folge hat, beschäftigen sich nur wenige Menschen, die im betrieblichen Alltag großen Gefahren ausgesetzt sind, eingehend damit, wie die Arbeitssicherheit erhöht werden könnte. Es steht jedoch fest, dass mit der Verdrängung eines möglichen Gefahrenpotenzials kein Beitrag zur Erhöhung der Arbeitssicherheit geleistet wird.
Auszug aus: NEAR MISS – Systematischer Umgang mit Beinahe-Unfällen